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Yad Vashem-Ehrung von vier „Gerechte unter den Völkern“ im Bayerischen Landtag

26. Juni 2014 · 2 Kommentare · Gesellschaft, Holocaust

Gruppenfoto (Bildarchiv Bayerischer Landtag, Foto Rolf Poss)Schon bei der Gründung von Yad Vashem im Jahr 1953 wurde auch die Ehrung der „Gerechten unter den Völkern“ in den Auftrag der Holocaust-Gedenkstätte eingeschlossen. Seit 1963 zeichnet Yad Vashem im Namen des Staates Israel und des jüdischen Volkes mit diesem Titel nichtjüdische Menschen aus, die während des Holocaust unter Einsatz ihres eigenen Lebens Juden retteten.

Die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, war am 24. Juni 2014 Gastgeberin einer Feierstunde zu Ehren von zwei Frauen und zwei Männern aus Bayern, die posthum als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt wurden.

Stefan und Therese Steinbacher

Stefan Steinbacher und seine Mutter Therese versteckten ab Januar 1945 auf ihrem sehr kleinen Bauernhof in Kruchenhausen südöstlich von München die verfolgte Jüdin Ilse Gerweck. Ihre beiden Töchter Barbara und Monika kamen in Verstecken in der Nähe unter. Die Retter versorgten die drei Untergetauchten bis zur Befreiung durch die US-Armee im Mai 1945 mit allem Lebensnotwendigen, obwohl sie selbst nur über sehr begrenzte Mittel verfügten und in ständiger Angst lebten, entdeckt und denunziert zu werden. Nur dank der Hilfe der Familie Steinbacher überlebten Ilse, Barbara und Monika Gerweck den Holocaust. Beide Töchter und ihre Familien, die zum Teil in Israel leben, nahmen an der Zeremonie im Landtag teil, in der der Generalkonsul des Staates Israel, Dr. Dan Shaham, die Yad Vashem-Urkunde und Medaille an den Enkel von Stefan Steinbacher, Andreas Kuhnlein, überreichte.

Stefan Steinbacher, 1955

Stefan Steinbacher, 1955

Therese Steinbacher, 1936

Therese Steinbacher, 1936

Alois und Maria Rauch

Als sie im April 1943 ihren Deportationsbefehl bekam, wandte sich die Jüdin Elfriede Seitz in ihrer Not an ihre Bekannten Alois und Maria Rauch in Grucking in der Nähe von München. Das Ehepaar Rauch nahm die Verfolgte sofort auf ihrem Hof auf. Zwei Jahre lang, bis zur Befreiung im Mai 1945, versorgte und versteckte Familie Rauch Elfriede Seitz und rettete ihr somit das Leben. Die Tochter der Geehrten war damals 13 Jahre alt und erinnert sich heute noch gut daran, dass ihre Eltern nicht zögerten zu helfen, obwohl ihnen bewusst war, dass sie sich und ihre Familie dadurch in sehr große Gefahr brachten. In der Feierstunde nahm Maria Theresia Gebhard jetzt stellvertretend für ihre Eltern Alois und Maria Rauch die Yad Vashem-Medaille und Urkunde aus den Händen von Generalkonsul Dr. Dan Shaham entgegen.

Landtagspräsidentin Barbara Stamm würdigt die Retter als große Vorbilder: „Alle Menschen, die dem Nazi-Terror getrotzt haben, sind uns Vorbild und Mahnung. Sie stehen für das Gute in einer Zeit, in der überall das Böse herrschte. Ihre Leistung kann man nicht hoch genug schätzen: Sie haben sich gegen alle anderen gestellt und das als falsch erkannt, was für viele andere Alltag war, der nicht hinterfragt wurde. Dass es in all diesem Unrecht Gerechte gab, ist ein großer Trost. Und gleichzeitig sind die ‚Gerechten unter den Völkern‘ ein Stachel im Fleisch, denn sie zeigen uns, dass es eben doch möglich war, sich anders zu verhalten, als es die Mehrheit getan hat.“

Elfriede Seitz und Maria Rauch jun., 1944

Elfriede Seitz und Maria Rauch jun., 1944

Maria und Alois Rauch

Maria und Alois Rauch

 


 

Schülerinnen und Schüler der drei bayerischen Partnerschaftsschulen mit Yad Vashem, das Anne-Frank-Gymnasium Erding, das Katharinengymnasium Ingolstadt und das Melanchthon-Gymnasium Nürnberg, nahmen an der Feierstunde im Landtag teil.

Drei weitere bayerische Schulen – die Mittelschule Landau an der Isar, die Friedrich-Rückert-Volksschule Stadtlauringen und die Mittelschule Fromundstraße München – haben sich, unterstützt durch die Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, in eigenen Beiträgen mit mutigen Menschen in ihrem regionalen Umfeld beschäftigt, die Juden retteten. Die Schülerinnen und Schüler haben die Geschichten von drei bayerischen „Gerechten unter den Völkern“ als Vorbilder für eigenes Denken und Handeln entdeckt. Gleichzeitig wurde Ihnen bei den Recherchen bewusst, dass diese Beispiele große Ausnahmen geblieben sind. Nur sehr wenige bayerische Retter wurden bislang von Yad Vashem mit dem Titel „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.


 

Landtagspräsidentin Barbara Stamm eröffnete am 24. Juni die Ausstellung „BESA: Ein Ehrenkodex – Die Rettung von Juden durch Albaner zur Zeit des Holocaust“. Die Ausstellung, die von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem zusammengestellt wurde, zeigt, wie einfache albanische Familien im Zweiten Weltkrieg Juden halfen und vor der Vernichtung retteten. Im Unterschied zu fast allen anderen europäischen Staaten im deutschen Einflussgebiet konnten in Albanien nahezu alle jüdischen Flüchtlinge dem Holocaust entgehen. In der Ausstellung stehen jene im Mittelpunkt, die den Mut hatten, das Richtige zu tun – und dabei ihr eigenes Leben riskierten. Sie alle handelten nach dem traditionellen Wert der „Besa“, der Pflicht seine Gäste zu schützen.

Bis zum 18. Juli 2014 ist die Ausstellung im Landtag zu besichtigen.

(Botschaft des Staates Israel, 26.06.14)

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