Botschaft des Staates Israel in Berlin

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Es ist an der Zeit, damit aufzuhören, Israel zu dämonisieren

8. Juni 2010 · 4 Kommentare · Gaza-Flottille

von Bernard-Henri Lévy

Die Welle der Scheinheiligkeit und Böswilligkeit, die in den Medien weltweit anscheinend nur auf die Mavi Marmara gewartet hat, ist in keiner Weise akzeptabel.

Dabei wird immerwährend wiederholt, die Blockade sei „von Israel“ verhängt worden. Allerdings erfordert ein Mindestmaß an Ehrlichkeit, deutlich zu machen, dass die Blockade sowohl von Israel als auch von Ägypten gemeinsam entlang der Grenzen, die die beiden Länder mit dem Gaza-Streifen teilen, und mit der wenig verschleierten Zustimmung aller gemäßigten arabischen Regime, aufrecht erhalten wird. Zu sagen, die Blockade sei von Israel allein verhängt worden, kann nur als Fehlinformation bezeichnet werden. Die gemäßigten arabischen Regime sind natürlich nur zu glücklich, dass jemand anderes den Einfluss dieser bewaffneten Expansion, dieses vorgezogenen Stützpunktes und, vielleicht eines Tages, dieses Flugzeugträgers des Irans in der Region, eindämmt.

Allein die Vorstellung, es handele sich um eine „totale und gnadenlose“ Blockade (Laurent Joffrins Leitartikel in der französischen Liberation am 5. Juni), die die „Menschlichkeit [in Gaza] in Geiselhaft nimmt“ (der ehemalige französische Ministerpräsident Dominique de Villipin in Le Monde am selben Tag), basiert ebenfalls auf Fehlinformationen. Wir dürfen nicht müde werden, andere zu erinnern: Die Blockade betrifft nur Waffen und Materialen, die zu ihrer Herstellung benötigt werden. Sie unterbindet nicht die tägliche über Israel kommende Lieferung von 100 bis 120 LKW-Ladungen mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und jeglicher Art humanitärer Güter. Die Menschlichkeit ist nicht „in Gefahr“ im Gaza-Streifen und es ist eine Lüge zu behaupten, Menschen würden in den Straßen von Gaza „verhungern“.

Es lässt sich darüber streiten, ob eine militärische Blockade der richtige Weg ist, die islamistisch-faschistische Regierung von Ismail Haniyeh zu schwächen und, eines Tages, zu stürzen. Aber es ist unbestrittene Tatsache, dass die Israelis, die Tag und Nacht an den Grenzübergängen zwischen den Gebieten Wache halten, die ersten sind, die die einfache, aber wesentliche Unterscheidung zu treffen haben zwischen dem Regime (das sie zu isolieren versuchen) und der Bevölkerung (wobei sie genau darauf achten, sie nicht mit dem Regime zu verwechseln, und sie nicht zu bestrafen, da – wie gesagt – die Hilfe fortwährend nach Gaza gelangt).

Fehlinformation: Das völlige Schweigen in der ganzen Welt angesichts des unglaublichen Verhaltens der Hamas, jetzt, da die Flottille ihre symbolische Pflicht erfüllt hat – den jüdischen Staat in eine Falle zu locken und erneut, wie nie zuvor, mit der Dämonisierung zu beginnen. Mit anderen Worten, jetzt, da die Israelis ihre Inspektionen abgeschlossen haben und die Hilfsgüter zu denen gebracht haben, für die sie angeblich gedacht waren, wird dem Vorgehen der Hamas, die Hilfsgüter am Kerem Shalom Übergang festzuhalten, und langsam vergammeln zu lassen, mit Schweigen begegnet.

Zur Hölle mit allen Waren, die durch die Hände des jüdischen Zolls gewandert sind! Schmeißt die „Spielsachen“ weg, die die guten europäischen Seelen zu Tränen gerührt haben, aber unrein wurden, nachdem sie zu viele lange Stunden im israelischen Hafen von Ashdod zugebracht haben! Die Kinder von Gaza sind nicht mehr als menschliche Schutzschilde für die islamistische Bande, die vor drei Jahren gewaltsam die Macht übernahm, oder Kanonfutter oder Vorzeigeobjeke für die Medien. Die Spiele der Kinder oder ihre Wünsche sind das letzte, für das sich irgendwer im Gaza-Streifen interessiert, aber wer spricht das schon aus? Wer zeigt den geringsten Anschein von Entrüstung?

(…)
Noch mehr Fehlinformationen: Das Gejammer der nützlichen Idioten, die, bevor es Israel tat, in die Fänge dieser eigenartigen „Menschenrechtler“ gegangen sind, die im Falle der IHH Anhänger des Dschihads, anti-israelische und anti-jüdische apokalyptische Fanatiker sind, sowohl Männer als auch Frauen – von denen einige nur wenige Tage vor dem Zwischenfall, den Wunsch äußerten, als „Märtyrer zu sterben“. (The Guardian, 3. Juni; Al Aqsa TV, 30. Mai).

Wie kann ein Schriftsteller vom Format des Schweden Henning Mankell es zulassen, auf diese Art missbraucht zu werden? Wenn er uns mitteilt, er denke darüber nach, die Übersetzung seiner Bücher ins Hebräische zu verbieten, wie kann er allen Ernstes die unantastbare Unterscheidung vergessen zwischen einer dummen oder schlechten Regierung und den Massen, die sich mit ihr nicht identifizieren? Wie kann eine Kino-Kette in Frankreich (Utopia) gleichsam entscheiden, die Veröffentlichung eines Films zu streichen, „A Cinq heures des Paris“, aus dem einfachen Grund, dass sein Autor, Leonid Prudovsky, israelischer Staatsangehöriger ist?

Und schließlich desinformieren auch die Herden der Heuchler, die es bedauern, dass Israel den Ruf nach einer internationalen Untersuchung ablehnt. Die Wahrheit ist, mal wieder, sehr viel einfacher und logischer: Was Israel ablehnt, ist eine Untersuchung durch den UN Menschenrechtsrat, in dem solch großartige Demokraten wie die Kubaner, die Pakistaner und die Iraner das Sagen haben. Was Israel nicht möchte, ist ein Vorgehen, wie es zum berühmten Goldstone-Bericht nach der Operation Gegossenes Blei in Gaza geführt hat. Die fünf Richter dieser sympathischen Kommission – von denen vier aus ihrem militanten Anti-Zionismus nie einen Hehl gemacht haben – haben 575 Seiten mit Interviews mit palästinensischen Kämpfern und Zivilisten, durchgeführt unter den aufmerksamen Blicken der politischen Beauftragten der Hamas (eine absolute und nie dagewesene Ketzerei bei solch einem Vorgang) in einigen wenigen Tagen runtergerissen.

Solch eine verpfuschte Untersuchung wäre eine Verballhornung des internationalen Rechts, was Israel einfach nicht hinnehmen kann. Ihre Aussagen würden von Vornherein feststehen und wären nur dazu da, die einzige wirkliche Demokratie der Region, wie üblich und vollkommen einseitig, in die Ecke zu drängen. (…)

(Haaretz, 08.06.10)

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4 Kommentare bisher ↓

  • Malte S. Sembten

    „(Haaretz, 08.06.10)“

    Der Artikel wurde also für die Haaretz aus dem Französischen ins Englische übersetzt. Aber ist er auch in Frankreich erschienen? Oder nur in Israel?

    Solche Artikel müssen in europäischen Medien lanciert werden, wenn sie etwas bewirken sollen.

  • Carl

    @ Malte S. Sembten

    Der Artikel erschien im Original unter „Défend Israël bzw. Pourquoi je défends Israël bei La Règle Du Jeu und Libération.
    Le Monde widmete einen großen Artikel den Protesten BHL’s und Alain Finkielkraut.
    Man bezog sich ebenfalls auf „Pourqoi je défends Israël.

    Ich könnte mir vorstellen, dass BHL seinen Artikel mit der Absicht auch bei ha’aretz hat erscheinen lassen, dass er gerade noch größere Verbreitung findet.
    ha’aretz ist die z.B. in Deutschland wahrscheinlich am häufigsten zitierte israelische Zeitung.

  • Carl

    BHL’s Artikel hat endlich auch seinen Weg nach Deutschland gefunden.

    http://www.welt.de/kultur/article7974848/Hoert-auf-damit-Israel-zu-daemonisieren.html

  • Edith

    Ich kenne den Artikel bereits, muss aber sagen, dass die Leute eigentlich auch so zu dieser Ansicht hätten gelangen müssen. Die politischen Schachzüge der Islamisten sind nun wirklich nicht gerade versteckt und verwinkelt, sondern sehr offensichtlich und direkt. Man muss kein Genie sein, um die Strategien der Islamisten und ihrer Verbündeten zu durchschauen. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass Europa und die USA sich derart irreführen lassen durch den Populisten Erdogan und dessen neuen „Freund“, dem Iran. Auch wenn vieles ungesagt bleibt, traue ich diese Dummheit nicht einmal den Politikern im Westen zu.

    Gerade die Schweiz sollte nach dem surrealen Intermezzo mit Libyen um einiges klüger geworden sein in ihrer Einschätzung, deshalb auch ihre Zurückhaltung.

    Lieben Gruß
    Eine Schweizerin

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