Israels Ministerpräsident Binyamin Netanyahu hat sich am vergangenen Donnerstag in einem langen Interview mit dem US-Fernsehsender CNN zu einer großen Zahl von Themen geäußert. Dabei ging es um die Situation in Japan und die Frage der Kernenergie, die aktuellen Entwicklungen in den arabischen Ländern, die iranische Bedrohung, den Antisemitismus sowie Israels Politik gegenüber den Palästinensern.
Netanyahu nahm – einen Tag vor Beginn des internationalen Militäreinsatzes – auch zu Libyen Stellung:
„Gaddafi ist kein Freund Israels. Er ist kein Freund des jüdischen Volkes. Und ich denke, nun kann man sehen, dass er auch kein Freund des libyschen Volkes ist. Dies ist ein Mann, der dabei geholfen hat, zivile Flugzeuge im Himmel in die Luft zu sprengen. Er hat den Terrorismus unterstützt. Er hat eine Menge schlimmer Dinge getan. So denke ich, niemand würde es bedauern, ihn gehen zu sehen. Ich würde es nicht.“
„Ich denke, der Fall Libyens ist ein interessanter Punkt, an dem Werte und Interessen eine Einheit bilden. Sie wissen, als politischer Führer ist man oft in einer Situation, in der man eine Reihe von Werte, und freie demokratische Gesellschaften voranbringen will und gleichzeitig übergeordnete Interessen haben mag, die einen zwingen, anders zu denken. Diesen Konflikt sehe ich im Falle Libyens nicht. Ich denke, er [Gaddafi] könnte beseitigt werden und alle würden davon profitieren.“
„Nun, ich will nicht vorhersagen, was Präsident Obama und die, die diese Entscheidung [über eine Flugverbotszone] treffen müssen, tun werden. Ich bin sicher, er will das, was ich gerade gesagt habe. Wie das zu erreichen ist, ist etwas, das ich ihm überlasse, aber ich denke, der Preis einer entschlossenen Aktion in Libyen ist relativ niedrig. Und die Konsequenzen wären, denke ich, wohltuend. Ganz sicher für das libysche Volk.“
„Ich denke, es ist dies ein Fall, wo die moralischen Bedenken, wie sie sagen, und die Interessen eine Einheit bilden. Ich denke nicht, dass das ein Problem ist. Ich würde also ein sehr hartes Vorgehen gegen Libyen nicht ausschließen. Ich denke, dies ist etwas, dass ernsthaft erwogen werden sollte.“
Israels Ministerpräsident antwortete auch auf eine Frage hinsichtlich seines kürzlich geführten Telefongesprächs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, als – so CNN-Moderator Piers Morgan – Netanyahu sie angerufen habe, um sie zu schelten, und sie am Ende „ihre sehr unverblümten Ansichten zu seiner Handlungsschwäche“ vorgetragen habe.
„Das ist in Wirklichkeit ein völlig falscher Bericht, sowohl was den Tenor, als auch was die Substanz dieses Gesprächs angeht. Ich schätze Angela Merkel sehr. Ich denke, sie ist ein Freund Israels. Sie will hier Frieden sehen. Aber wir können auch Meinungsunterscheide habe. Wissen Sie warum? Weil wir hier leben und weiter hier leben und mit den Konsequenzen leben müssen. Einige der am meisten gefeierten Friedensabkommen der Geschichte waren kurzlebig und entpuppten sich als verhängnisvolle, ja katastrophale Abkommen. Ich will einen Frieden, der dauerhaft ist. Und ich weiß, dass man uns schilt.“
Das vollständige Interview gibt es unter dem folgenden Link: http://www.mfa.gov.il/MFA/Government/Speeches+by+Israeli+leaders/2011/Interview_PM_Netanyahu_CNN_17-Mar-2011.htm
(Außenministerium des Staates Israel, 17.03.11)
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