Botschaft des Staates Israel in Berlin

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Die Hoffnung: Der Schmelztiegel U21-Nationalmannschaft hat keine Angst mehr vor Europa

23. April 2013 · Keine Kommentare · Sport

Vom 5. bis 18. Juni findet in Israel die Endrunde der U21-Europameisterschaft im Fußball statt. In den vier Städten Jerusalem, Jaffa, Netanya und Petach Tikva treten acht Mannschaften gegeneinander an. Israel ist als Gastgeberland automatisch qualifiziert. Ron Amikam stellt in The Post die Gastgeber-Auswahl vor.

[…] Die meisten israelischen Spieler beginnen ihren Weg in Jugendmannschaften und als Soldaten im Wehrdienst – etwas, was ihren europäischen Kollegen in der Regel unbekannt ist. Einige von ihnen haben es schwer, angemessene Regelungen für eine professionelle Karriere zu finden. Mehr als alles andere hindert die Wehrpflicht sie daran, in den europäischen Ligen zu spielen, so dass sie sich mit israelischen Vereinen begnügen müssen, die wiederum selbst auch häufig ausländische Spieler bevorzugen.

Israel gilt bei dem Turnier nicht als Favorit, die Mannschaft hat sich jedoch in jüngster Zeit gesteigert und ist bedeutend gewachsen.

Guy Luzon, der Trainer der U21 erklärt: „Wir sahen sehr schlecht aus. Wären wir zu Zeiten der ersten Testspiele eine Mannschaft in Ligat ha-Al (der israelischen Oberliga) gewesen, wären wir ganz sicher abgestiegen. Heute dagegen würden wir als eines der stärksten Teams gelten. Es war damals schwer zu glauben, dass wir einmal ein solches Fußballniveau erreichen würden.“

[…] Die gegenwärtige Auswahl trainiert und spielt häufiger als früher (17 internationale Spiele und 165 Trainingstage in gut zwei Jahren) und kommt vor allem häufiger zusammen. Das Ergebnis: eine echte Elitemannschaft. Ganz abgesehen davon, dass es sich um eine einzigartige Zusammenstellung von Spielern handelt.


(Foto: IFA)

Es scheint, als habe Guy Luzon mit der Zusammenstellung seines Teams das Testament Theodor Herzls umgesetzt. In der Auswahl spielen zwischen sechs und acht arabische Spieler, zwei Spieler mit äthiopischen Wurzeln […], der Torwart kommt aus der ehemaligen Sowjetunion und der Stürmer aus einer Familie, die nach Los Angeles ausgewandert ist.

Diese Mannschaft ist ein vollkommenes Spiegelbild der Zusammensetzung der israelischen Gesellschaft, nur, dass im Gegensatz zu der misstrauischen Gesellschaft draußen die Gesellschaft im Labor von Guy Luzon und Manager Eli Rozen […] gerechter, toleranter und mehr wie in Herzls Roman Altneuland aussieht.

Dor Micha, Stammspieler bei Maccabi Tel Aviv, freut sich, erzählen zu können, wie er vor kurzem seinen Teamkollegen Moanes Dabour in Nazareth besucht hat […] Dabour ist einer der beiden herausragenden arabischen Spieler der Mannschaft, der zweite ist Taleb Twatiha von Maccabi Haifa aus dem Dorf Jissr az-Zarqa. Dabour hat in den sechs vergangenen Spielzeiten 170 Tore geschossen und gilt als beste Tormaschine des Landes.

Der Teamleitung ist es wichtig, in den Trainingslagern die Gruppe gut zu durchmischen, und so teilen sich arabische Spieler selbstverständlich Zimmer mit ihren jüdischen Teamkollegen – auch denen des als rechtsaußen geltenden Vereins Beitar Jerusalem. Lediglich während der muslimischen Feiertage, vor allem während des Ramadan, leben die muslimischen Spieler unter sich, um ihnen die Möglichkeit zum Fasten zu geben. In der Mannschaft ist man stolz darauf, dass den Spielern immer Gelegenheit für das Gebet eingeräumt wird (drei von ihnen beten fünf Mal am Tag) und sie bei Trainingslagern im Ausland am Freitagabend gemeinsam mit ihren jüdischen Teamkollegen mit Kippa den Shabbat begrüßen. Der Anteil der arabischen Spieler liegt relativ gesehen sogar noch über ihrem Bevölkerungsanteil […].

Nicht weniger spannend sind die Geschichten von Eli Dassah und Sintiyahu Solelich. Beide sind äthiopischer Herkunft, beide aus der Region mit dem größten Anteil dieser Bevölkerungsgruppe zwischen Petach Tikva und Rechovot. Eli Dassah, Verteidiger bei Beitar Jerusalem, ist in Netanya geboren […], Solelich, der im Trikot von Hapoel Kiriyat Shmona spielt, in […] Rishon le-Zion aufgewachsen. […] Dassah, der bei Maccabi Tel Aviv angefangen hatte, wurde von Beitar Jerusalem entdeckt, Maccabi Haifa hat ihn sich entgehen lassen. Solelich, der bei Hapoel Rishon le-Zion aufgewachsen ist, […] hat sich für Maccabi Haifa entschieden. […]

Die schönste Geschichte ist die von Or Baruch, Sohn eines Klimaanlagentechnikers und einer Frisörin. Ab dem Alter von fünf Jahren ist er in Los Angeles aufgewachsen, nachdem seine Haifaer Eltern dorthin ausgewandert waren. […]

Als er das Angebot bekam, sich der U21 der USA anzuschließen, wurde ihm klar, dass er sehr viel mehr Israeli ist, als er gedacht hatte, und er entschied sich, eine E-Mail an den Israelischen Fußballverband zu schreiben – mit der Bitte um Aufnahme in die Nationalmannschaft. „Ich wollte schon immer nach Israel, schon als ich klein war“, erklärte er diese Woche im Hebräisch eines Israelis, der in den Staaten aufgewachsen ist. „Ich wusste gar nichts von der EM, als ich die Mail geschrieben habe. Ich wollte nur in der israelischen Auswahl spielen.“

Die Mail von Baruch, der auch eine DVD beilag, sprach Luzon sofort an. Er hatte 500 Spieler im ganzen Land angeschaut, aber einen Stürmer, wie er ihn sich vorgestellt hatte, noch nicht gefunden. „Sobald ich ihn sah, wusste ich sofort, dass das unser Stürmer wird. Ich verlasse mich oft auf meinen Instinkt“, so Luzon. […]

Nicht nur Zionisten, auch ausgewachsene Zyniker bekommen Gänsehaut angesichts eines Satzes wie dem folgenden, von Baruch wieder in seinem antrainierten Hebräisch vorgetragen, als man ihn nach den europäischen Talentscouts fragt, die sich für die Meisterschaft angekündigt haben: „Ich genieße jeden Moment mit der Mannschaft, alles, was wir zusammen tun. Es ist besser als ein Traum, und daher denke ich bei dieser EM weniger an Europa. Ich bin hier für die Mannschaft, für den Trainer und für das Land.“

Dor Micha dagegen beantwortet die Frage nach den Scouts wie der typische raue Sabre: „Jeder Spieler denkt an den bestmöglichen Auftritt wegen der Scouts und der Öffentlichkeit. Das kann unsere Spieler zu Höchstleistungen anspornen.“

[…] Ein Legionär ist Omri Altman, 19, von Maccabi Tel Aviv, der es bereits bis zum FC Fulham gebracht hatte, bevor er herausfand, was schon lange aus dem israelischen Fußball bekannt ist: dass diejenigen, die für den Sport verantwortlich sind, die Bedürfnisse der Sportler nicht wirklich verstehen. Fulham würde gerne mit Altman für weitere drei Jahre verlängern, doch nun fordert die Armee ihr Stück vom Kuchen. Damit Altman eine Genehmigung erhält, ins Ausland zu gehen, muss er sich zu zehn Spielen in der Nationalmannschaft verpflichten, und in der Geschichte gibt es vielleicht zwei Beispiele (Dor Primo und Ben Shahar), denen es gelungen ist, dieses Kriterium gerade eben zu erfüllen.

Bis dahin machen die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte Altman weiterhin das Leben schwer, wie auch dem Verteidiger Adi Gotlieb, der im Militärgefängnis saß, bis es ihm gelang, mit der Armee eine Lösung für seinen Dienst zu finden.

[…] „Die Qualität der Mitglieder der anderen Mannschaften ist deutlich höher als unsere“, so Trainer Luzon. „Es besteht kein Zweifel daran, dass wir nicht unter den acht besten Gruppen in Europa sind und es durch Qualifikation nicht zur U21-EM geschafft hätten. Andererseits sind wir die am besten organisierte Mannschaft im Turnier, die am meisten motivierte. Jeder Spieler sieht bei uns besser aus als in der Liga. In jeder anderen Mannschaft gibt es zwar Stars, als Team überzeugen sie aber weniger. Bei uns ist es genau umgekehrt. Ich bin mir ganz sicher – bei der EM werden wir am meisten von allen eine Mannschaft sein.“

Luzon kann einen Teil der Zeit, die ihm zur Verfügung steht, für die Gruppendynamik nutzen. Filme, Paintball und sogar ein Rafting-Ausflug in Österreich […] standen schon auf dem Programm.

Trainer-Assistent Ofer Fabian erklärt den Vorteil des Gastgebers – und sei er auf dem Papier noch so schwach: „Wir als Trainer haben den Vorteil gegenüber dem Trainer der Nationalmannschaft Eli Gutman, dass wir mehr Trainingstage und weniger Legionäre haben. Wir hatten keine Vorrundenspiele, so dass wir bei jedem Vorbereitungsspiel viel mehr ausprobieren und mehr Spieler teilhaben lassen konnten. Die Mannschaft ist sehr homogen, was ihr Niveau und ihre Teamfähigkeit betrifft, jeder kennt seinen Platz. Sie hat keine Stars, und die Spieler wurden nicht nur nach Können sondern auch nach Persönlichkeit ausgewählt. Bei uns gibt es keine Spieler, die vom Teamgeist her nicht hereinpassen.“

[…] Nach den Zielen für das Turnier gefragt, erklärt Guy Luzon:

„Bis heute hat die U21-Mannschaft bei der EM noch nicht einen Punkt geholt und kein einziges Tor geschossen. Unser oberstes Ziel ist es, einen ersten Punkt zu holen. Dann sehen wir weiter. Ich kann versprechen, dass die Mannschaft bei jedem Spiel das Maximum geben und alles tun wird, um an ihre Grenze zu kommen.“

Stets aktuelle Informationen rund um die U21-EM erhält man auf der offiziellen Seite der UEFA.

(The Post, 16.04.13)

Die im Blog veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung wieder, sondern bieten einen Einblick in die Diskussion in Israel.

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