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Zehn Fakten, die zeigen, dass Iran die Bombe will

9. September 2011 · 1 Kommentar · Allgemein, Iran, Sicherheit

 

Von Bruno Tertrais für Realite EU

Am 4. September verkündete Teheran, dass das Buschehr-Atomkraftwerk an das nationale Stromnetz angeschlossen sei. Buschehr ist die friedliche Fassade des iranischen Nuklearprogramms. Wie der jüngste Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vom 2. September feststellt, nähert sich Iran zur gleichen Zeit jedoch der Fähigkeit zum Bau einer Atombombe. Es ist bemerkenswert, dass die Behörde in dem Report ihre „wachsende Sorge“ über mögliche „vergangene oder gegenwärtige geheime militärische nukleare Aktivitäten ausdrückt, einschließlich solcher mit Verbindung zur Entwicklung eines nuklearen Sprengkopfes für eine Rakete.“ [1]

Woher wissen wir, dass Iran die Atombombe will? Es gibt keinen einzelnen schlagenden Beweis (das ist in der Abwesenheit eines Atomtests auch nicht möglich), jedoch eine Vielzahl von Hinweisen. Die meisten davon stammen von der IAEA. Zusammengenommen lassen sie nur eine Schlussfolgerung zu: Iran strebt zumindest die Option einer Atombombe an – und möglicherweise die Bombe selbst.

1. Iran versucht, seine nuklearen Aktivitäten und Anlagen vor der IAEA zu verbergen

In 2003 wurde das Ausmaß der iranischen Aktivitäten bekannt. Iran hatte den Bau einer Anreicherungsanlage bei Natans sowie eines Recherche-Reaktors in Arak geheim gehalten, ebenso wie die Herstellung von Zentrifugen, die Existenz eines Laser-Anreicherung-Programms und mehrere sensible Experimente. [2] Anschließend hielt Iran die IAEA davon ab, eine komplette Inspektion der Lavisan-Shian- und Parchin-Anlagen vorzunehmen, welche im Verdacht standen, für nukleare Aktivitäten genutzt zu werden.

2. Die sensibelsten Aktivitäten werden vom Verteidigungsministerium kontrolliert

Während das iranische Nuklearprogramm offiziell unter der Kontrolle der iranischen Atomenergie-Organisation steht, hat die IAEA festgestellt, dass viele der geheimen Aktivitäten mit Verbindung zum Nuklearprogramm unter Aufsicht des Verteidigungsministeriums stattgefunden haben. [3]

3. Irans Anreicherungsprogramm entbehrt jeder wirtschaftlichen Logik

Irans Gasreserven würden ausreichen, um das Land in seiner Energieversorgung für mehrere Jahrzehnte autonom zu machen. Teherans Investition in ein teures Anreicherungsprogramm, angeblich um Brennstoff für Atomkraftwerke herzustellen, entbehrt jeder wirtschaftlichen Logik.

Das Potential der Natans-Anlage ist begrenzt: Bei ihrer Fertigstellung kann die Anlage nur einen Reaktor im Jahr versorgen. Kein Land hat jemals eine Anreicherungsanlage nur für einen einzigen Reaktor betrieben – in einem solchen Fall wäre es viel günstiger, Brennstoff auf dem internationalen Markt zu erwerben.

4. Irans Anreicherungsprogramm ist inkonsistent mit seinen angeblichen Zielen

Iran behauptet, es benötige zu 3% angereichertes Uran für seine Atomkraftwerke. Aber Russland stellt Brennstoff für Buschehr bereit – und es wäre unmöglich für Iran, das Kraftwerk mit seinem eigenen Brennstoff zu betreiben. Hätte Iran wiederum die Absicht, einen hypothetischen zukünftigen Reaktor zu versorgen, so hätte es keinen Grund dafür gehabt, schon 2006 mit der Anreicherung zu beginnen.

Iran baut derzeit eine zweite Anreicherungsanlage in Fordo, die wesentlich kleiner ist als Natans. Ihre Größe weist auf einen militärischen Zweck hin.

Im Jahr 2010 hat Iran begonnen, zu 20% angereichertes Uran zu produzieren, angeblich für den Recherche-Reaktor in Teheran. Aber es gibt keinen Beweis dafür, dass Iran das Know-how besitzt, um Brennstoff speziell für diesen Reaktor herzustellen.

5. Iran besitzt ein Dokument, das die Spaltung von Uran erläutert

Die IAEA hat festgestellt, dass Iran ein Dokument besitzt, welches erklärt, wie Uran gespalten wird – in anderen Worten, wie man den Kern einer Atombombe herstellt. [4] Dieses Dokument stammt vom Khan-Netzwerk.

6. Iran baut einen Schwerwasserreaktor ohne erkennbaren wissenschaftlichen Zweck

Iran baut einen neuen Recherche-Reaktor bei Arak. Mit seinen Charakteristika – ein 40-Megawatt-Reaktor, der natürliches Uran und Schwerwasser benutzt – würde er sich gut eignen, um waffenfähiges Plutonium herzustellen. Tatsächlich ähnelt er verdächtig Reaktoren in anderen Ländern, die derartiges Plutonium produzieren.

Iran hat Experimente zu Plutonium-Trennung in Heißen Zellen unternommen. [5]

7. Iran hat Experimente und Studien mit Waffen-Bezug durchgeführt

Iran hat Polonium produziert, welches für Neutronenaktivierung genutzt werden kann. [6] Es hat zudem Studien zu Neutronenaktivierung unter Benutzung von Urandeuterid unternommen (eine chinesische Methode). [7]

Organisationen, die dem Verteidigungsministerium unterstellt sind, haben den Mechanismus einer Atombombenexplosion studiert und getestet (gleichzeitige Detonation um einen sphärischen Kern). [8] Teheran hat zugegeben, mit gleichzeitigen Detonationen experimentiert zu haben, behauptet jedoch, dies sei zu nicht-nuklearen Zwecken geschehen. [9] Dokumente im Besitz der IAEA zeigen aber, dass die Bedingungen der iranischen Experimente nur mit einem Atombombenplan konsistent sind. [10]

Es ist nicht bekannt, ob Iran noch immer derartige Experimente durchführt. Möglicherweise waren diese Tests in der Vergangenheit aufschlussreich genug, um eine funktionierende Vorrichtung herzustellen (insbesondere wenn, wie verdächtigt, Teheran Sprengkopf-Entwürfe vom Khan-Netzwerk erhalten hat). 2009 kam die IAEA zu dem Schluss, dass Iran „ausreichende Informationen (besitzt), um ein funktionierendes Implosionsgerät zu entwerfen und herzustellen.“ [11]

Iran hat darüber hinaus Pläne für einen Atomtest entwickelt: Es hat die Gegebenheiten einer Teststätte studiert (in der Absicht für eine 400-Meter tiefe Detonation) und spezielle Ausrüstung für Abschüsse aus weiten Distanzen entworfen. [12]

8. Iran hat nuklearfähige Raketen getestet

Im Jahr 2004 testete Iran eine Schahab 3-Rakete mit trikonischem, sogenanntem „Baby-Flaschen“-Design, ideal geeignet für eine nukleare Waffe. Der Test wurde im Fernsehen übertragen.

Dies ist konsistent mit der Feststellung der IAEA, dass Teheran daran arbeitet, eine sphärische Ladung an der Schahab 3 anzubringen. [13]

Die Tatsache, dass Iran zudem die Explosion eines Geschosses in einer Höhe von 600 Metern getestet hat – was allein dann sinnvoll ist, wenn das Geschoss nuklear geladen ist –, lässt keinerlei Zweifel an Irans Intentionen zu. [14]

9. Iran weigert sich, mehr Transparenz zuzulassen

Iran weigert sich, im Voraus jede Art von Nuklearanlagen zu deklarieren, die es baut oder zu bauen plant. 2007 suspendierte Teheran den modifizierten Code 3.1, eine Regulation der IAEA, die es 2003 angenommen hatte.

Iran weigert sich zudem, das zusätzliche Protokoll der IAEA zu implementieren (obwohl es dieses 2003 unterschrieben hat), welches nach Angaben der Behörde das einzige Mittel darstellt, um die Nicht-Verbreitung nuklearen Materials sicherzustellen. Auch die Fähigkeit der IAEA, mögliche illegale nukleare Aktivitäten aufzudecken, wird von Irans Weigerung ernsthaft eingeschränkt.

Wenn Teheran rein friedliche Absichten hätte und bemüht wäre, seinen guten Willen zu beweisen, warum würde es sich größerer Transparenz verweigern?

10. Iran weist Vorschläge für erneute Verhandlungen zurück

Teheran hat den Vorschlag der IAEA und der „5+1“-Mächte für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen abgelehnt. Es hat nicht positiv auf die Annäherungsversuche der Obama-Regierung reagiert. Es hat einen Vorschlag von 2009 zurückgewiesen, nach dem Iran das meiste seines zu 3% angereicherten Urans in ein anderes Land transportieren sollte, um im Austausch zu 20% angereichertes Uran für seinen Recherche-Reaktor zu erhalten. Iran zeigt keinerlei Interesse an einem Durchbruch in Verhandlungen.

Wenn Teheran rein friedliche Absichten hätte und bemüht wäre, seinen guten Willen zu beweisen, warum sollte es all diese Vorschläge ablehnen?

Zusammengefasst lässt sich feststellen: Irans Atomprogramm ist inkonsistent mit seinem angeblich zivilen Zweck, jedoch konsistent mit einem militärischen Zweck.

Es wird gelegentlich spekuliert, dass Iran lediglich die Option einer Atombombe erreichen will und von dem eigentlichen Bau der Bombe absehen wird. Es gibt jedoch kein einziges historisches Beispiel, in dem, ohne dass es zu einem Regimewechsels kam (wie in Brasilien in den 1980er Jahren), ein Land soviel in ein Atomwaffenprogramm investiert hat, nur um schließlich von dem tatsächlichen Bau der Bombe zurückzuschrecken. [15] Die Ernennung von Fereydun Abbassi Davani, eines der wichtigsten Architekten des militärischen Programms, zum Vize-Präsidenten der Islamischen Republik und Leiter der iranischen Atomenergiebehörde ist ein beunruhigendes Zeichen.

Den Originaltext auf Englisch und die Quellenangaben finden Sie hier

Der Autor Bruno Tertrais ist Senior Research Fellow für den Think Tank „Fondation pour la Recherche Stratégique“ (FRS). Zurvor hat er für das Französische Verteidigungsministerium gearbeitet.

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