Botschaft des Staates Israel in Berlin

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„Gute Nachbarschaft“: Wie alles begann

7. August 2017 · 1 Kommentar · Armee, Humanitäre Hilfe, Syrien

Ich erinnere mich an den Beginn der Operation „Gute Nachbarschaft“, als wäre es gestern gewesen. Die Wahrheit ist, dass wir ernste Zweifel hatten, ob sie tatsächlich stattfinden würde – ob die Syrer tatsächlich kommen würden. Dann, um 3 Uhr nachts auf den eiskalten Golanhöhen, sahen wir sie den Zaun entlanglaufen.

25 Kinder gingen an den Händen ihrer Mütter durch die Tore, und es schien wie ein moderner Exodus. Der Satz „Die Syrer stehen vor der Grenze“ bekam eine neue Bedeutung.

Man konnte das Misstrauen in ihren Augen sehen. Müde und barfuß trafen sie in der Dunkelheit zum ersten Mal Soldaten von ZAHAL (Israelische Verteidigungsstreitkräfte), die in ihrer Kultur so sehr verteufelt worden waren. Nach vielen Gesprächen mit einer Menge Syrern bin ich zu der Feststellung gekommen, dass dies nicht nur eine Legende ist: Bis zu dem Tag, an dem sie unsere Hilfe erhielten, glaubten viele Syrer aus voller Überzeugung, dass israelische Soldaten Hörner und Schwänze haben.

Es schien unwirklich, eine Mutter zu sehen, die die kleine Hand ihrer Tochter hielt, und fast zusammenbrach. Instinktiv sprang ein Soldat der Golani-Einheit, der dies bemerkte, der Frau entgegen und nahm das Kind in seine Arme. Plötzlich, so schien es,  war die Grenze verschwunden: Es war ein Moment der Menschlichkeit zwischen zwei Menschen, ein Moment der Not auf der einen und des Mitgefühls auf der anderen Seite. Ein Moment, den ich nie vergessen werde.

Wir sind seitdem einen weiten Weg gegangen. Diese Operation markierte den Beginn intensiver humanitärer Aktivitäten. Jeden Tag und jede Nacht, 24 Stunden, 7 Tage die Woche, haben wir ein System am Laufen gehalten, das ausschließlich dem Guten diente. Wir haben Mehl, Babynahrung, medizinisches Material und Medizin in riesigen Mengen geliefert, und dies war erst der Anfang.

Auf der anderen Seite der Grenze herrschte ein Bürgerkrieg – der grausamste seiner Art – und es war unsere Aufgabe, Geschichte zu schreiben und als diejenigen in Erinnerung zu bleiben, die das Richtige getan haben. Heute, mit dem Wissen, das ich in dem fast einen Jahr erlangt habe, habe ich verstanden, dass dieser Moment historisch war. Ein Moment, so hoffe ich, der einen festen Platz in unserer Erinnerung haben wird – ein Moment des israelischen Stolzes und jüdischen Mitgefühls.

Mehr noch als alles andere erinnere ich mich immer daran, dass es mein Auftrag ist, Sicherheit zu bieten – gute nachbarschaftliche Beziehungen auf beiden Seiten der Grenze zu schaffen – und wir tun dies auf die vielleicht nobelste Art, die möglich ist. Es ist ein großes Privileg, eine Einheit in dieser Mission zu leiten, an diesem Ort, zu dieser Zeit. Uns wurde die Möglichkeit gegeben, die Realität neu zu gestalten und mit viel Motivation und guten Leuten werden wir, so glaube ich, auch weiterhin unser Bestes geben.

Ich kann ein Dutzend bedeutungsvoller Momente aufzählen, zu denen es im vergangenen Jahr gekommen ist, aber einer hat sich in meine Erinnerung eingebrannt und ich glaube, es gibt keinen, der besser beschreibt, was die Mission „ein guter Nachbar“ zu sein, bedeutet: In einer Woche im Winter, während eines heftigen Regensturms, haben wir auf Bitten der Syrer beschlossen, mit dem Plan fortzufahren, kranke Kinder aufzunehmen, obwohl das heftige Wetter eigentlich etwas anderes verlangt hätte. Am Ende der Aktion stand ich plötzlich neben dem syrischen Arzt, der unser ziviler Kontakt in einem der Dörfer der Region ist. Wir beide, triefend nass, sahen uns an und fingen an zu lachen.

„Ich hab Dir gesagt, dass das schwierig werden würde“, sagte ich zu ihm.

Ohne zu zögern, antworte er mit einem Lächeln: „Jeden Tag fallen Bomben auf die syrischen Menschen – ein bisschen Regen macht uns nicht kaputt.“

Dann wurde der Arzt ernst: „Wann immer ihr uns aufnehmen könnt, werden wir kommen.“

 

Der Autor ist Kommandeur der ZAHAL-Operation „Gute Nachbarschaft“. Die Operation hat zum Ziel, den durch den schrecklichen Bürgerkrieg geschädigten Syrern humanitäre Hilfe zukommen zu lassen. Auf Wunsch von ZAHAL bleibt seine Identität anonym.

 

(Times of Israel, 01.08.17)

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